Trommelfellschnitt (Parazentese) - Wann ist er sinnvoll?
Ein Einschnitt in das Trommelfell klingt erst mal einschüchternd. Die Parazentese – wie der medizinische Fachbegriff heißt – ist das aber nicht. Hierbei handelt es sich um einen risikoarmen, operativen Eingriff am Ohr, der vom HNO-Arzt zur Druckentlastung des Mittelohrs durchgeführt wird.
Mittels eines feinen Messerchens, eines Lasers oder elektrischem Strom erfolgt bei dem Eingriff ein kleiner Trommelfellschnitt. Im Anschluss saugt der HNO-Arzt das dickflüssige Sekret im Mittelohr ab. In der Regel heilt das Trommelfell nach dem Eingriff innerhalb weniger Tage von allein wieder zu. Eine Parazentese ist nicht schmerzhaft und kann in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Kinder erhalten meist ambulant eine kurze Vollnarkose.
Lesen Sie hier alles Wissenswerte darüber, wann und wieso eine Parazentese bzw. ein Trommelfellschnitt sinnvoll ist und wie der Heilungsprozess verläuft.
Das Wichtigste in Kürze:
Eine Parazentese oder Trommelfellschnitt dient der Druckentlastung des Mittelohrs.
Durch den Eingriff kann die Flüssigkeit hinter dem Trommelfell abgesaugt werden.
Oftmals wird der Eingriff mit dem Einsatz eines Paukenröhrchens kombiniert.
Gründe für eine Parazentese
Einer der häufigsten Gründe für eine Parazentese ist eine Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr, ausgelöst durch eine Mittelohrentzündung (Otitis media). Vor allem bei einer akuten, eitrigen Mittelohrentzündung ist das Trommelfell oftmals stark gerötet und nach vorne gewölbt, wodurch die betroffene Person an starken Schmerzen und Fieber leidet.
Hörminderung als häufige Begleiterscheinung bei Ohrenleiden
Wenn sich diese Beschwerden nicht mittels einer medikamentösen Therapie verbessern lassen, ermöglicht ein Trommelfellschnitt mit dem anschließenden Absaugen des Sekrets häufig eine Schmerzlinderung.
Doch das ist nicht der einzige Grund für eine Parazentese. Ein Erguss in der Paukenhöhle des Mittelohrs, meist Folge einer Mittelohrentzündung, Erkältung oder eines Schnupfens, kann ebenso einen Grund für einen Trommelfellschnitt sein. Hintergrund ist der Folgende: Durch eine Verlegung der Eustachischen Röhre, die das Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum verbindet, ist der Druckausgleich gestört und es kommt zu einem Unterdruck in der Paukenhöhle mit einer Flüssigkeitsansammlung. Diese Menge an zäh- oder dünnflüssigem Sekret, kann zu einer Hörminderung führen und sollte daher mittels Parazentese abgeführt werden.
Heilung des Trommelfells
Normalerweise ist eine schnelle Heilung eines Schnittes wünschenswert. Bei der Parazentese ist die Sache jedoch anders: Hier ist ein rascher Heilungsprozess des Eingriffs deshalb unerwünscht, weil die eigentliche Erkrankung – zum Beispiel eine Mitteohrentzündung oder ein Paukenerguss – erst noch ausheilen muss. Insbesondere wenn es zu einer sehr zähen Sekretansammlung hinter dem Trommelfell gekommen ist, die nach einer zu schnellen Heilung des Trommelfellschnittes nicht mehr abfließen könnte.
Um diesem Problem entgegenzuwirken, bedienen sich HNO-Ärzte eines Tricks: Je nach Operationsbefund der Parazentese wird der Eingriff mit der Einlage eines Paukenröhrchens in den Trommelfellschnitt kombiniert. Das winzige Röhrchen ermöglicht dann das Offenhalten des Trommelfells, die Belüftung des Mittelohrs und den Abfluss des Sekrets.
Paukenerguss bei Kindern
Vor allem Kinder sind häufig von Erkältungen betroffen. Da sich das Immunsystem der Kleinen noch in der Entwicklung befindet, ist dies nicht unüblich, fühlt sich aber trotzdem ungerecht an. Genau aus diesem Grund sind Kinder auch anfälliger für einen Paukenerguss. Diese Anfälligkeit liegt nicht nur an der erhöhten Wahrscheinlichkeit von Entzündungen aufgrund von Erkältungskrankheiten und Infektionen der oberen Atemwege, sondern auch noch an etwas anderem: Bei kleinen Kindern sind es oftmals die vergrößerten Rachenmandeln, die sich für den Paukenerguss verantwortlich zeigen. Kommt es infolge dessen zu wiederholten Ergüssen oder häufigen Infekten, kann bei vergrößerten Rachenmandeln eine Polypenentfernung (Adenotomie) helfen. Durch diesen Eingriff soll die verstopfte Ohrtrompete (Eustachische Röhre) wieder freigelegt werden, um die uneingeschränkte Belüftung des Mittelohrs inklusive freier Nasenatmung zu ermöglichen.
Meist sind die Kleinen anfälliger für einen Paukenerguss
FAQ
Was Sie noch interessieren könnte
Bei der Parazentese handelt es sich in der Regel um einen sehr risikoarmen Eingriff. In seltenen Fällen kommt es nach dem Trommelfellschnitt dazu, dass Flüssigkeit oder Blut aus dem Ohr austreten. Das verursacht jedoch keine Schmerzen und klingt schnell wieder ab.1
Bei der ambulanten Operation wird nach einem Trommelfellschnitt der Erguss abgesaugt. Danach ist das zuvor eingeschränkte Hörvermögen oftmals direkt wiederhergestellt. Allgemeingültige Aussagen lassen sich über die Heilungsdauer nach einer Parazentese nicht machen, da Dauer und Verlauf sehr vom Patienten und der Erkrankung abhängen.
Am Tag des Eingriffs sollten Sie selbst nicht mehr Auto fahren. Lassen Sie sich abholen oder nutzen Sie ein Taxi bzw. die öffentlichen Verkehrsmittel.
Ein weiterer Aspekt betrifft das Baden und Tauchen. Nach einem einfachen Trommelfellschnitt sollten Sie darauf zwei Wochen, bei dem Einsatz eines Röhrchens für die gesamte Dauer der Einlage verzichten. Vorsichtiges Haarewaschen stellt jedoch meist kein Problem dar. Achten Sie lediglich darauf, dass kein Wasser ins Ohr gelangt.2